Ich stehe schlaftrunken in der Dusche. Ein heißer Wassernebel bringt die Scheiben der Duschkabine zum Beschlagen.
Doch dann drehe ich den Hahn in die andere Richtung auf Anschlag. Sofort bin ich hellwach!
…und das jeden Tag!
…ob es Spaß macht?
NEIN!
Jedes Mal aufs Neue überwinde ich mich, konzentriere mich und lasse das kalte Wasser strömen. Ich versuche nicht in eine Schnappatmung zu fallen und atme ruhig weiter.
EIN und AUS!
So stehe ich unter der Dusche, atme und die Zeit vergeht. Erst waren es nur einige Sekunden, doch inzwischen stehe ich ohne Probleme für 5 Minuten oder länger unter dem kalten Schauer.
Doch warum tut man sich sowas an? Wir, die wir doch inzwischen immer „Warmduschen“ können und das auch tun.
Was drin ist für Dich:
- verbessertes Immunsystem
- weniger Entzündungen
- erhöhte Fettverbrennung
- verbesserte Hormonwerte
- besserer Tiefschlaf
- niedrigerer Blutzucker
- …
Früher hätte man diesen Artikel sicher belächelt und auch ich kann mich an die Erzählungen der früheren Generationen erinnern, als es noch hieß: „Früher, ja früher, da hatten wir einerseits nicht mal fließendes Wasser, noch dazu selten warm. Manchmal mussten wir erst das Eis brechen, um überhaupt flüssiges Wasser zu haben, als die Winter noch kalt waren.
Jetzt könnte man denken, dass ich ein absoluter Morgenmuffel bin und nicht mal der doppelte Espresso in der Früh meine Lebensgeister auf Trab bringt, doch weit gefehlt…
Sicher ist es ein fantastischer Wachmacher, aber da gibt es Angenehmeres.
Kalte Thermogenese ist das Stichwort! Bitte was?
Je länger ich unter der kalten Dusche stehe, desto mehr fängt mein Körper an zu prickeln. Erst merke ich förmlich, wie das ganze Blut nach innen zu den Organen strömt, um diese und die wichtigen Körperfunktionen zu schützen. Nach und nach entspannt sich jedoch die Situation.
Eigentlich startete das Ganze als Selbstversuch, nachdem ich vom kalten Duschen im Internet gelesen hatte von Leuten wie Prof. Dr. med. Andreas Michalsen, Wim Hof oder dem amerikanischen Hirnchirurgen Dr. Jack Kruse. Zusätzlich kann ich mich vage an die Physiotherapieausbildung erinnern, zu der auch Hydrotherapie, also Therapie mit Wasser, zählte. Dort gab es auch Therapien, bei denen Patienten mit kaltem Wasser abgeduscht wurden nach Erkenntnissen des katholischen Pfarrers Sebastian Kneipp. Jedoch fehlte mir damals das Interesse und die passende theoretische Erklärung dazu.
Wer sind nun diese Personen?
Prof. Dr. med. Andreas Michalsen ist Arzt und leitet an der Berliner Charité den Lehrstuhl für Naturheilkunde und untersucht alternative Behandlungsmethoden auf deren Wirksamkeit (u.a. Schröpfen, Akupunktur, Fasten).
Wim Hof oder auch „The Iceman“ hält mehr als 20 Rekorde im Ertragen extremer Kälte. Eine von ihm entwickelte spezielle Atemtechnik macht es möglich. Zusätzlich dazu erweist sich seine Atemtechnik als sehr wirkungsvoll bei Entzündungen.
Dr. Jack Kruse ist angesehener Neurochirurg und CEO von Optimized Life, einem Gesundheitsunternehmen. Seine Forschungen u.a. zur menschlichen Thermodynamik wurden in renommierten medizinischen und zahnmedizinischen Journals veröffentlicht.
Kalte Thermogenese
Im gesunden Zustand wird unsere Körperkerntemperatur relativ konstant auf 37 Grad Celsius gehalten, um allen Stoffwechselprozessen eine optimale Betriebstemperatur zu gewährleisten und Zellschäden zu vermeiden. Wenn der menschliche Körper nun in einer kalten Umgebung einen Wärmeverlust erleidet, kommt es zu einer körpereigenen Gegenreaktion. In erster Linie geschieht dies durch Muskelzittern, also Wärmeerzeugung über Muskelarbeit. Dies nennt man auch muskuläre Thermogenese.
Dies ist allerdings nicht die einzige Möglichkeit des Körpers zur Wärmeerzeugung. Die kalte Thermogenese findet im Gegenzug im Fettgewebe statt und zwar in unserem braunen Fettgewebe. Braunes Fettgewebe findet sich vor allem im Schultergürtelbereich. Die Wärme wird hierbei durch die Oxidation dieses Fettspeichers produziert und durch Blut in den ganzen Körper transportiert.
Die Fähigkeit zu dieser zweiten Art der Wärmeerzeugung nimmt mit dem Alter ab. Ein zweiter Grund für eine eingeschränkte Fettoxidation ist die Tatsache, dass wir uns keinen Kältereizen mehr aussetzen.
Doch dies kann man rückgängig machen und von den vielen Vorteilen profitieren. Wie oben schon erwähnt, hat Kälte große gesundheitliche Vorzüge. Studien zeigen, dass bei erhöhter Kälteexposition die Funktion des Fettgewebes wieder zunimmt.
- Kaltes Duschen macht dich mental fit. Die Überwindung, jedes Mal den Hahn auf kalt zu drehen, führt zu mentaler Stärke und Willenskraft.
- Die niedrige Wassertemperatur stimuliert die Ausschüttung des Hormons Noradrenalin. Dadurch verengen sich kurzfristig Deine Gefäße und der Blutdruck steigt an. Zusätzlich dazu wird eine große Portion Beta-Endorphine ausgeschüttet, die stimmungsaufhellende Wirkung haben.
- Auch Deine Regeneration nach sportlichen Belastungen beschleunigt sich durch die Kreislaufaktivierung. Abbauprodukte wie Laktat werden dadurch schneller abtransportiert.
- Die Mitochondrien im braunen Fettgewebe laufen auf Hochtouren und erzeugen Wärme.
- Das Immunsystem wird trainiert, da durch den Kältereiz vermehrt weiße Blutkörperchen produziert werden.
- …und ein kleiner Nutzen abseits aller körperlichen Vorteile: Du sparst Wasser, weil Du es unter der kalten Dusche sicher nicht so lange aushältst wie im Warmen. 😉
So und jetzt aber los! Auf unter die kalte Dusche!
Wie Du das ganze taktisch geschickt angehst und Du Dich im Alltag an’s kalte Duschen herantasten kannst, schreibe ich Dir in einem künftigen Beitrag. Bis dahin wünsche ich Dir viel Spaß bei Deinen eigenen Erfahrungen!
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5 Comments
Luisa
29. Februar 2020Hochinteressant!
Beim Lesen dieses Artikels stellte ich fest, dass ich meinem Körper den Kältereiz entziehe.
Wahrscheinlich machen sich bei mir auch deshalb unterschiedliche Beschwerden bemerkbar.
Mein 1. Versuch ab morgen: KALT DUSCHEN !
Mal sehen, was passiert – bin schon gespannt!
Steffen Ott
14. März 2020Toll geschrieben Johannes! Mir geht es genauso!
VG
Majo
19. März 2020Als eine Person, die es immer friert, hat mir allein die Überschrift „kalte Schauer“ über den Rücken laufen lassen. Die fachlichen Details sind überzeugend. Ich werde das kalte Duschen ausprobieren und ich bin gespannt, was mein Körper dazu sagt.
Kossiforema
15. Juni 2020Also, einsehen würde ich ja die Argumente, welche für das Kaltduschen sprechen, allein der Wille ist noch nicht bereit dazu. Vielleicht werde ich mir den Artikel noch mal zu Gemüte führen und meine Meinung ändern? Vorteile hätte es schon, aber ich bin allgemein eine „Verfrorene“ und muss mich erst an diese „Überwindung“ mental herantasten.
Danke für die „kalten Erkenntnisse“.
ini
12. August 2022Endlich bin auch ich soweit gekommen um kalt zu duschen, es kostete mich schon viel Überwindung, aber seit knapp zwei Wochen duschen ich kalt und hoffe auch nie wieder damit aufzuhören.