SCHREIENDE BABYS

Gastbeitrag von Elena Sedlmeyr

WAS ELTERN WIRKLICH BRAUCHEN

Es gibt Babys, die sehr viel weinen – und zwar mehr als andere.

Selbstverständlich haben alle Säuglinge das Bedürfnis nach Nähe, Körperkontakt und emotionaler Zuwendung. Doch einige von ihnen haben besonders starke Bedürfnisse: sie lassen sich kaum ablegen, sie schreien außergewöhnlich viel und sie können nur mit der intensiven Begleitung ihrer Eltern in den Schlaf gewiegt werden.

Dies lässt frisch gebackene Eltern verzweifeln. Sie versuchen alles, um ihr Baby zu beruhigen und sind überfordert, weil scheinbar einfach nichts helfen will. 

Neben der Hilflosigkeit und der Sorge um den Säugling prasseln dann noch Kommentare aus dem Umfeld auf die Eltern ein:

Es sei doch ganz normal, dass Babys weinen, die Eltern seien nicht entspannt genug, zu empfindlich oder sie sollten doch mal die Ernährung und den Schlafrhythmus umstellen. 

Gut gemeinte Ratschläge, die allerdings in den wenigsten Fällen als hilfreich empfunden werden. Im Gegenteil, sie beladen die ohnehin schon belasteten Eltern noch zusätzlich mit Druck und Schuldgefühlen.

Was du tun kannst, wenn du ein Baby mit besonderen Bedürfnissen hast, welche Gründe es haben kann, dass dein Säugling mehr weint als andere und wie du Familien in einer solchen Situation zur Seite stehen kannst, das erfährst du in diesem Blogartikel. Viel Spaß beim Lesen!

Was genau sind eigentlich „Schreibabys“?

Wer mehr über die alltagssprachlich unter dem Begriff bekannten „Schreibabys“ (besser „High-Need-Babys“) erfahren möchte, der stößt im Internet auf die folgende Definition: Expert*innen sprechen von einem „Schreibaby“, wenn das Kind mehr als drei Stunden am Tag, mehr als dreimal pro Woche, über einen Zeitraum von mehr als drei Wochen schreit.

Meiner Meinung nach bedarf es an dieser Stelle einer achtsamen Wortwahl, weshalb ich selbst den Begriff „High-Need-Baby“ bevorzuge. Warum mir das wichtig ist? 

Wir sollten uns vor Augen führen: auch wenn es sich so anfühlen mag, kein Kind weint und schreit immer. Sprechen Eltern ausschließlich davon, dass ihr Kind ein Schreibaby sei, so laufen sie Gefahr, schnell die positiven Dinge des Alltags aus dem Blick zu verlieren. Und gerade die sind es, an denen sich Eltern von Babys mit besonderen Bedürfnissen festhalten können und sollten.

Entspannte Eltern – entspannte Kinder?

Das muss nicht zwangsläufig zusammenhängen. Natürlich spüren Babys aufgrund ihrer feinen Antennen und der engen Bindung zu ihren Eltern die Anspannung und den Druck, der auf den Erwachsenen lastet. An den meisten Babys geht dieses Gefühl nicht spurlos vorbei und da kann es vorkommen, dass sie es für sich übernehmen.

Und trotzdem: Manche Kinder haben von Anfang an größere Schwierigkeiten damit, sich zu beruhigen und auch damit, beruhigt zu werden. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein. Zum Beispiel werden sie mit einem empfindsameren Temperament geboren. Sie sind von Anfang an feinfühliger, reizempfindlicher, sie weinen mehr und sie brauchen mehr Geborgenheit.

Weitere Gründe für das viele Schreien können sein:

  • Geburtstraumata und Geburten mit vielen Eingriffen
  • Wenn Mütter die Geburt als sehr anstrengend wahrgenommen haben und sie erst verarbeiten müssen. Es kann ihnen umso schwerer fallen, sich gleichzeitig noch auf das Baby einzustellen.
  • Regulationsstörungen beim Kind 
  • Auch organische Ursachen, Schmerzen, Verdauungsprobleme oder Erkrankungen können dazu führen, dass Babys viel mehr weinen als andere.

„Ich kann meinem Kind ja sowieso nicht helfen“ – Zuwendung hilft immer

Manchmal beruhigen sich schreiende Babys auch dann nicht, wenn sie liebevoll in den Arm genommen werden und reichlich Zuwendung erhalten. 

Da kann es passieren, dass bei den Erwachsenen nach einigen erfolglosen Versuchen, das Kind zu trösten, das Gefühl entsteht, sowieso nichts verändern zu können – ganz nach dem Motto: „Ich kann meinem Kind ja sowieso nicht helfen“. 

Doch gerade wenn Kinder starke Gefühle haben, ist es umso wichtiger, dass sie bei der Bewältigung dieser nicht alleine gelassen werden. Aus diesem Grund kann ich allen Eltern nur ans Herz legen, dass sie nicht mit dem Trösten aufhören und sich nicht unterkriegen lassen. 

Was Eltern viel weinender Babys brauchen, ist vor allem die Unterstützung in körperlicher und mentaler Hinsicht, da sie in permanenter Alarmbereitschaft leben und sich ihre Anspannung nicht selten auf den Körper niederschlägt.

Es kann hilfreich sein…

  • Sich aus der Isolation zu befreien. Denn nicht selten passiert es, dass sich betroffene Eltern abschotten. Aus Scham oder weil sie andere nicht belästigen wollen. Oft tut ihnen diese Isolation aber nicht gut, da sie aus den kreisenden Gedanken um das Baby kaum noch herauskommen.
  • Das Positive im Blick zu behalten. Das Weinen und Schreien des Babys kann so intensiv sein und sich so belastend anfühlen, dass die schönen Momente vergessen werden. Eltern können zum Beispiel ein „Freudetagebuch“ führen und Fotos von den fröhlichen Ereignissen mit dem Baby machen. Dies lenkt den Blick wieder auf die schönen Dinge – wie süß das Baby gerade lächelt und wie sanft es sich anfühlt.
  • Alltagshilfe durch das Umfeld zu erhalten, z.B. wenn Freunde und Bekannte für die Familie Einkaufen gehen oder ein warmes Essen vorbeibringen.
  • Verständnis zu erfahren. Wenn das neue Nachbarsbaby besonders viel weint und die Eltern erschöpft sind, so können wir ihnen durch liebe Gesten Verständnis zeigen. Befreundeten Familien können und sollten wir vermitteln: Ich bin da, wenn ihr mich braucht und höre zu. Es ist okay, dass ihr beschäftigt seid. Unsere Zeit der gemeinsamen Abende kommt später wieder.

Ich freue mich sehr, wenn dir mein Beitrag gefallen hat und er dir weiterhelfen konnte. 

Elena Sedlmeyr,
Eltern- und Familienberaterin

Weitere Blogartikel rund um die Themen Kleinkinder, Erziehung und Familienalltag findest du auf meiner Webseite: https://www.elenasedlmeyr.de/mein-blog

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Elena Sedlmeyr
Bindungs- und beziehungsorientierte Eltern- und Familienbegleitung
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E-Mail: FAVE-Familienberatung@outlook.de

Quellen

Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. Elterninfo Schreibaby. 
https://www.dgkj.de/eltern/dgkj-elterninformationen/elterninfo-schreibaby
(letzter Zugriff am 27.06.2022)

Susanne Mierau. 24 Suchergebnisse für: Schreibaby.
https://geborgen-wachsen.de/?s=schreibaby&submit=Suche
(letzter Zugriff am 22.06.2022)

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Falls Du Kontakt zu Elena Sedlmeyr suchst, stelle ich gerne für Dich den Kontakt her.

1 Comment

  • Tanja Lühlf
    25. Juli 2022

    Sehr guter Beitrag, von Elena Sedlmeyr!

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