DER MARSHMALLOW-EFFEKT

Süßigkeiten…und das auch noch in der Fastenzeit.

Doch seht selbst, warum das Thema gut zur Fastenzeit passt.

Was drin ist für Dich: Leider keine Süßigkeiten, dafür wertvolles Wissen zu Selbstkontrolle und Willensstärke und wie Du diese trainieren kannst.

Ein simples Experiment in den 1960er Jahren zur Verhaltenspsychologie ist namensgebend für den Marshmallow-Effekt. Der Psychologe Walter Mischel stellte damals Kinder vor folgende Wahl: Sie konnten ihre Lieblingssüßigkeit entweder sofort essen oder bekamen die doppelte Menge davon, wenn sie warten konnten.

Dieser einfache Test lieferte wertvolle Erkenntnisse zur menschlichen Willensstärke.

Erstaunlich war, dass alle willensstarken Kinder eigene Strategien entwickelten, um der Versuchung zu widerstehen. Einige fingen an, sich Geschichten zu erzählen. Andere kippelten mit dem Stuhl und wieder andere begannen zu singen.

Noch leichter fiel es den Kindern zu widerstehen, wenn die Forscher ihnen bestimmte Techniken an die Hand gaben. Eine davon bestand in „Wenn, dann“-Plänen. So zum Beispiel: Immer wenn sich meine Hand zur Süßigkeit bewegt, dann ziehe ich sie schnell weg und fange an zu singen.

Die Fähigkeit zur Selbstkontrolle wird in der Kindheit geprägt und in entsprechenden Hirnarealen verankert.

Willensstärke sieht man im Gehirn

Ob Du nun Deinem ersten Impuls erliegst und nachgibst oder, ob Du standhaft bleiben kannst, hängt von zwei unterschiedlichen Systemen ab.

Das sog. limbische System ist für die Befriedigung der biologischen Grundbedürfnisse zuständig. Evolutionär gesehen umgeht dieses System die bewussten Entscheidungsebenen und ist wichtig in akut lebensbedrohlichen Situationen, um nicht vor „Angst erstarrt“ zu sein. Das limbische System wird auch als „Hot-System“ bezeichnet.

Dem gegenüber steht das „Cool-System“, das im wahrsten Sinne des Wortes die Impulse herunter kühlt. Es befindet sich im präfrontalen Cortex (direkt hinter unsrer Stirn) und ist für Kontrolle und Steuerung unsrer Handlungen zuständig. Dadurch ist es möglich, Entscheidungen zu treffen und vorauszuplanen.

Ob wir oder die Kinder aus der Studie den Marshmallow verputzen, hängt davon ab, welches System dominant arbeitet.

Das Cool-System kann man natürlich trainieren, u.a. durch die „Wenn, dann“-Strategie, die Du ja schon kennengelernt hast.

Durch das Experiment konnte Walter Mischel damals feststellen, dass die Fähigkeit zur Selbstkontrolle situationsabhängig ist und dennoch unbegrenzt sein kann, wenn Du an sie glaubst. Wir können immer bewusst entscheiden, in welchen Situationen wir uns kontrollieren wollen und in welchen nicht.

Du kennst sicher Personen aus Deinem privaten Umfeld (oder vielleicht findest Du bei Dir ähnliche Züge bei ehrlicher Selbstreflexion), die in unterschiedlichen Situationen unterschiedlich konsequent sind. Zum Beispiel in der Arbeit absolut zuverlässig und strebsam sind, bei der eigenen Ernährung jedoch mehr als nachlässig und gerne zu Fast Food greifen.

Willensstärke als Indikator für Erfolg

Diese erste Studie zog noch einige Folge- und Langzeitstudien nach sich. Diejenigen Kinder, die sich in Geduld üben konnten und Willensstärke zeigten, erzielten bessere Ergebnisse in der Schule, besuchten signifikant öfter Hochschulen und Universitäten und hatten meist auch die tragfähigeren sozialen Beziehungen.

Auch bei den nun Erwachsenen nahm man MRT-Untersuchungen vor. Wie damals im Kindesalter konnte man eine deutlich höhere Aktivität im präfrontalen Cortex nachweisen. Das Cool-System war nach wie vor dominant ausgeprägt und die Probanden trafen ihre Entscheidungen hauptsächlich nach rationalen und logischen Parametern.

Do-it-yourself-Willensstärke

Wie kannst Du nun davon profitieren?

Gewöhne Dir einfache Strategien für den Alltag an!

  1. Wende die „Wenn-dann“-Strategie an! Sie funktioniert ganz logisch, da Du Dir Gedanken über die Auswirkung Deiner Entscheidung in der Zukunft machst. (z.B. wenn ich regelmäßig Sport treibe, dann werde ich fitter und gesünder)
  2. Eigne Dir eine gesunde Einstellung zu Erfolg und Misserfolg an! Auch wenn Dir vielleicht nicht immer alles auf Anhieb gelingt, so kann man zumindest aus seinen Fehlern lernen, wenn man zu seinen Entscheidungen steht. Genauso darfst und sollst Du Dich selbst belohnen, wenn etwas prima geklappt hat.
  3. Reflektiere Dein Verhalten! Nimm‘ Dir eine ruhige Minute Zeit und überlege Dir, in welchen Situationen im Alltag Du gerne mehr Kontrolle über Dich hättest. Allein diese Überlegung kann Dir schon die Augen öffnen und dazu führen, dass Du Dich in Zukunft besser beherrschen kannst.

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1 Comment

  • Inge kneissl
    13. Mai 2020

    Ich mag keine Marshmallows. Gott sei Dank. Muss mir also keine Strategie zurecht legen, wie ich künftig erfolgreich drauf verzichten kann. 😜Aber der wenn – dann Effekt scheint mir hilfreich, wenn es gilt den „inneren Schweinehund“ zu überwinden. Werde dran denken, wenn der Fitnessraum wieder öffnet. Danke!

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